Gemeinsam mit dem Influenza A/B- und dem Corona-Virus verursacht RSV die meisten langwierigen Erkrankungen in der Erkältungssaison und sorgte im Winter 2022/23 gemeinsam mit Influenza („echter Grippe“) und COVID-19 für volle Krankenhausbetten.
RSV-Infektionen gelten laut dem deutschen Robert Koch Institut als stark unterdiagnostiziert. Bis vor kurzem wurde kaum auf RSV getestet.
Die Dunkelziffer der tatsächlich Erkrankten liegt daher vermutlich wesentlich höher als die registrierten Fälle.
Einer Analyse zufolge gab es 2019 in Europa rund 3 Millionen akute Erkrankungen bei Personen über 60 Jahren, rund 274.000 Hospitalisierungen und rund 20.000 Todesfälle.
Kranke
Spitalsaufnahmen
Todesfälle
Schätzungen für Europa 2019
RSV und Influenza sind die beiden hauptzirkulierenden Virusinfektionen, die es in der Bevölkerung in der kalten Jahreszeit gibt. Das hat sich in der Saison 2022/23 auch in der allgemeinen Wahrnehmung geändert – weil man viel mehr getestet hat. Der Einsatz von Schnell-PCR-Tests führt dazu, dass die Krankheit nun häufiger erkannt wird und damit das Bewusstsein für RSV gestiegen ist.
Übertragen wird das Virus hauptsächlich über Tröpfcheninfektion: Schon das Niesen oder Husten einer infizierten Person im selben Raum oder in öffentlichen Bereichen können für eine Ansteckung ausreichen. Im Laufe des Lebens kann es wiederholt zu RSV-Infektionen kommen. Meist sind die Symptome einer RSV-Erkrankung mild ausgeprägt.
Für Personen ab 60 steigen die Gefahren von Komplikationen und schweren Verläufen drastisch an. Die Inkubationszeit variiert, durchschnittlich beträgt sie 5 Tage, kann aber bei 2 bis 8 Tagen liegen. Das Virus kann bereits übertragen werden, bevor man erste Anzeichen einer Infektion oder Erkrankung bemerkt.
RSV ist ein Virus, das den Atemtrakt und besonders die Schleimhäute befällt. Die Virusmembran verschmilzt mit den Wirtszellen. So gelangt das genetische Material des RSV in die Lungenzellen. Dort bewirkt es unter anderem eine Verschmelzung der befallenen Zellen zu Riesenzellen mit mehreren Zellkernen – den Synzytien. In Folge verstopfen abgestorbene Zellen, einwandernde Zellen des Immunsystems und Schleim die Bronchien.
Eine akute RSV-Erkrankung dauert meist 3 bis 12 Tage. Ist sie auf die oberen Atemwege beschränkt, zählen Erkältungsbeschwerden und grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit, Kopfschmerzen, trockener Husten, Niesen und Müdigkeit zu den klassischen Anzeichen. Im weiteren Verlauf ist Fieber ein häufiges Symptom.
Husten
Halsschmerzen
Kopfschmerzen
Fieber
Breitet sich die Erkrankung auf die unteren Atemwege aus, sind starke Verschleimung, Atembeschwerden, Atemnot, beschleunigte Atmung, Rasselgeräusche beim Atmen, Bronchitis bis hin zu einer Lungenentzündung häufige Symptome. Bei Patient*innen ab 60, besonders jenen mit vorbestehenden Grunderkrankungen oder geschwächtem Immunsystem, kann RSV bestehende Erkrankungen dauerhaft verschlechtern und zu Krankenhaus-Aufenthalten oder sogar zu Todesfällen führen.
Manche Symptome wie Husten können auch über mehr als 4 Wochen anhalten. Infizierte Personen bleiben in der Regel 3 bis 8 Tage ansteckend und können das Virus auch schon einen Tag nach Ansteckung, noch vor Auftreten der ersten Symptome, weiterverbreiten.
Ältere und immunsupprimierte Erwachsene sind oft besonders lange Zeit ansteckend: Sie können das Virus über längere Zeit, teilweise über Monate, ausscheiden und müssen gegebenenfalls isoliert werden.
Eine Differential-Diagnose von RSV zu anderen Atemwegserkrankungen ist durch einen direkten Erregernachweis möglich. Mithilfe eines Abstrichs aus dem Nasen-Rachenraum kann ein PCR- oder Antigenschnelltest durchgeführt werden.
Schnelltests sind mittlerweile in vielen Apotheken erhältlich. Aufgrund der ähnlichen Symptome gibt es auch Kombi-Tests, die Krankheitserreger von COVID-19, Influenza und RSV identifizieren können.
Es gibt keine ursächliche Behandlung von RSV-Infektionen, nur eine Behandlung der Symptome ist möglich. Dazu zählen ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Nasenspülungen, Inhalieren und ähnliches. Wadenwickel können helfen, das Fieber zu senken, Nasensprays, -tropfen oder -spülungen das Atmen erleichtern. Unterstützend können im Bedarfsfall fiebersenkende oder bronchienerweiternde Medikamente eingesetzt werden. Bitte wenden Sie sich bei Fragen und zur Abklärung der Therapie jedenfalls an Ihre Ärztin/Ihren Arzt!
Betrifft die Infektion die unteren Atemwege kann die Behandlung von hartnäckigem Husten und Bronchitis notwendig werden.
Warum müssen Patient*innen mit schweren Verläufen mitunter ins Krankenhaus? Je nach Zustand der Patient*innen kann ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig sein, um die richtigen Maßnahmen z.B. Sauerstoffgaben zu treffen. Auch hier gilt: Bitte wenden Sie sich bei Fragen und zur Abklärung der Therapie an Ihre Ärztin/Ihren Arzt.